Atomschutzbunker Harnekop
Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum
Denkmalreport (Auszug) Brandenburg 2018 / 2019
Gefährdung durch Großevents Atombunker Harnekop, Landkreis Märkisch-Oderland Ein komplizierter, die Denkmalsubstanz gefährdender Rechtsstreit um Nutzungsrechte bedroht derzeit die Anlage des Atombunkers Harnekop, der in seiner gegenständlichen Überlieferung einzigartig ist. Bisher hat sich als Verfügungsberechtigter ein „Verein für Erinnerung und Bewahrung von Zeitgeschichte e.V.“ um den substantiellen Erhalt und die museale Nutzung des Denkmals gekümmert und sich verdient gemacht. Seit dem Jahr 2017 gibt es Bestrebungen eines weiteren Pächters, der „Verein Natur & Kultur Freunde“, das Denkmalareal zum Veranstaltungsort für Großevents zu nutzen, was sich nach bereits mehreren Musikfestivals auf dem Bunkergelände als nicht denkmalverträglich erwiesen hat. Auf dem weitläufigen Gelände befinden sich neben den unterirdischen Bunkern noch eine Vielzahl baulicher und technischer Anlagen. Von diesen geht einerseits eine große Gefahr für Partygäste aus. Andererseits sind bereits erhebliche Schäden durch die Festival-Nutzung entstanden. So wurden z.B. durch Erdarbeiten Teile der Erd-Antennenanlage zerstört. Infolge der brandschutztechnischen Auflagen wurden Wasserbecken angelegt, die zu Wassereintrag in der Zerschellschicht führten. Der sogenannte „Atombunker“ in Harnekop bei Strausberg ist ein aufwändiges Schutzbauwerk des Ministeriums für nationale Verteidigung der DDR und eines der wichtigsten historischen Zeugnisse d es Kalten Krieges. In einem möglichen militärischen Konflikt zwischen den beiden Militärkoalitionen NATO und Warschauer Pakt war hier die Hauptführungsstelle des Verteidigungsministers vorgesehen. Dafür wurde die Anlage nach ihrer Fertigstellung in ständiger Bereitschaft gehalten. Die im Jahr 2001 unter Denkmalschutz gestellte Bunkeranlage wurde von 1971 bis 1976 als Schutzbauwerk (SBW 16/102) der Schutzklasse A gebaut, die höchste realisierte Bunker-Schutzklasse der DDR. Noch in den 1980er Jahren wurde die technische Ausstattung nach dem neusten Stand der Technik modernisiert. Es handelt sich um ein dreigeschossiges Bauwerk in offener Bauweise mit einer Ausdehnung von ca. 63 × 40 m. Mit über 7500 m² Fläche gehört er zu den größten Bunkern auf dem Gebiet der ehemaligen DDR. Schutzbauwerke dieser Art waren so konstruiert, dass selbst bei Kern- und Chemiewaffeneinsatz mehrere hundert Menschen für ca. drei bis vier Wochen Schutz in ihnen hätten finden können. Die auf Autarkie ausgelegte technische Ausstattung umfasste eine Energieversorgungsanlage, die bei Ausfall des Landesnetzes mit Hilfe von vier Schiffsdiesel- Aggregaten (je ca. 570 PS) die Stromversorgung garantierte, spezielle Lüftungs- und Filtersysteme zur Frischluftversorgung (auch bei kontaminierter Außenluft) inklusive Großklimaanlage, ein Schleusensystem zur Aufnahme, Entgiftung und Entaktivierung kontaminierter Personen und Gegenstände, eine interne Wasserver- und -entsorgungsanlage mit Tiefbrunnen, Lebensmittellager, Küche, Sanitär- und Schlafräume sowie Einrichtungen zur medizinischen Versorgung. Neben dem Kernbereich des Bunkers gehören zum Denkmal ein Stabsgebäude, Tarnaufbauten, ein Wegesystem und das Wachgebäude. Darüber hinaus plant das BLDAM den Denkmalumfang um im Gelände platzierte Artefakte und Anlagen zu erweitern (u. a. seltene Druckwellen- und Gammastrahlensensoren des System DAU mit ihren Tarnhauben, diverse Antennenanlagen, unterirdische Schieberkammern für die Steuerung der Wasserver- und Entsorgung, unterirdische Druckminderungsschächte, Reste derSatellitenfunkanlage etc.).
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